Sonntag, 3. November 2013

Sabaki und Grundtechnik - alles ganz Einfach, oder?!

Vereinslehrgang anlässlich des 5-jährigen Bestehens der Aikidoabteilung der HNT - Hausbruch Neugrabener-Turnerschaft von 1911 e.V. am 2./3. November mit Bundestrainer Karl Köppel 7. Dan.

Die ganze Woche über Arbeiten, und immer irgendwie auf Achse. Da freut man sich doch auf ein ruhiges Wochenende: Sofa, stricken und entspannen. Nix da – Pustekuchen! Denn es stand mal wieder ein Aikidolehrgang an. Also hieß es am Samstag direkt nach der Arbeit Tasche packen und ab ins Auto. Zusammen mit weiteren Aikidokas aus dem Hamburger Norden machten wir uns auf den Weg in den tiefsten Süden hinter der Elbe.
Zeitgleich quasi mit dem Bundestrainer fuhren wir auf den Parkplatz vor der Halle. Von weitem sah ich schon, wie Werner völlig aufgeregt über den Parkplatz flitzte und noch damit beschäftigt war, organisatorisches zu erledigen.
Nach und nach trafen alle Teilnehmer in der Halle ein und begrüßten sich: Sofort entstand eine heimische und  herzliche Atmosphäre, so wie immer halt.
Pünktlich ging es los mit dem Angrüßen und einer knackig und vor allem partnerschaftlichen Aufwärmgymnastik zu zweit. Ich muss doch sagen, ich war positiv überrascht, wie viel Energie und Power doch in Karl steckte, durfte ich doch als Partnerin bei der Gymnastik dienen.
Thema war die Bewegungsverwandschaft und Karl legte auch gleich richtig los: Mit einer 3-Kombi aus den Schlagangriffen ging es los. Was hier vor allem wichtig war,  das sogenannte Stören des Ukes. So geht man beim Yokomen-Uchi Ausweichen nicht nur auf die schlagende Hand des Uke sondern mit der anderen auch direkt in Richtung Gesicht des Uke. Dadurch wird Ukes Gleichgewicht bzw. Positionierung gestört und es fällt leichter, die Technik weiter auszuführen.
Als nächstes wies Karl uns darauf hin, dass es bestimmte Schlüsselpositionen gibt, die in jeder Technik immer wieder zu finden sind: so z.B. die Ai-Hanmi Position. Sie taucht im Ude-Osae, Kaiten-Nage-Uchi und sogar beim Ushiro-Ryote-Tori Angriff wieder auf.
Und mindestens genauso wichtig ist dann auch das Sabaki. Wie bewegt sich ein Aikidoka von A nach B – genau, mit Sabaki: Tai-Sabaki, Tenkan-Ashi. Auch diese beiden wichtigen Elemente tauchen in jeder Technik immer wieder auf. Auch hier ließ es sich Karl nicht nehmen, uns eindrucksvoll zu demonstrieren wie es aussehen kann, wenn man Sabaki und Schlüsselpositionen miteinander verknüpft. Natürlich kamen auch die anderen Prinzipien, wie Führung, Zentrumseinsatz und Distanz nicht zu kurz.
Bewegungsverwandtschaften tauchen nicht nur im Tai jutsu (Aikido ohne Waffen) alleine auf, sondern lassen sich auch im Vergleich zum Aiki-jo und Aiki-ken wieder finden. So taucht die besagte Ai-Hanmi Position vom Ude-Osae auch dann wieder auf, wenn Uke mit dem Jo angreift. Zwar ist mit einer Waffe die Distanz etwas verändert, aber Sabaki und Technikablauf bleiben weitestgehend der Selbe.
Manchmal fragt man sich aber auch: Aus welchem Grund wird jetzt eigentlich  Katate-tori angegriffen? Karl bot uns dazu einen interessanten Ansatz. Wenn Nage nämlich ein Messer in der Hand hält und Uke eben diese Hand greift, einfach um sich zu vor dem Messer schützen zu wollen, dann entsteht eben Ai-hanmi bzw. Gyaku-hanmi Position. Aber da Uke auch noch eine zweite Hand hat, wird diese eben zum weiteren Angriff genutzt. So wird nach dem Katate-tori Angriff gleich noch ein Yokomen-Uchi oder ein Shomen-tskui mit eingebaut.
Auch für solch einen Fall bot uns Karl einige Lösungsvorschläge an, die mal ziemlich kurz und direkt ausgeführt werden konnten (Irimi-Nage) oder eben etwas länger und raumgreifender ausgeführt werden konnten (Kote-Gaeshi).
In solchen Momenten ist Zeit eben doch relativ und sie war schneller rum als gedacht. Aber die meisten blieben noch zum gemeinsamen Abendessen im Vereinsheim des HNT, welches sich aus lecker Bratkartoffeln, Putenbraten und Roastbeef zusammensetzte. Nachtisch in Form von Moussee in Hell und Dunkel sowie Rote Grütze mit Vanillesauce durfte auch nicht fehlen. Abgerundet wurde der Abend durch eine Rede der Präsidentin der HNT, sowie durch eine „stille“ Rede in Gebärdensprache, was zur allgemeinen Erheiterung beitrug.
Am Sonntag ging es dann auch gleich früh weiter, da war kaum Zeit für eine Tasse Kaffee oder mal eben Wach werden, und alle standen schon wieder bereit auf der Matte. Karl machte genau da weiter, wo er am Samstag aufgehört hatte. Diesmal war auch der Koshi-Nage mit dabei und der Juji-Garami durfte auch nicht fehlen. So funktioniert diese Technik auch nur wenn es dem Nage gelingt, seine Hand rechtzeitig aus dem Griff (Angriff war Ushiro-Ryote-Tori) zu lösen und Uke weiter in eine Shiho-Nage Position zu führen, nur so gelingt der Abwurf.
Der Vergleich zur Stabtechnik ließ nicht lange auf sich warten: So erzielt Nage aus dem Angriff Shomen-Tsuki mit dem Jo die selbe Verhebelung der Ellbogen wie beim Juji-Garami, allein durch die Führung des Jos.
Auf der Matte herrschte stets reges Treiben und alle waren ganz wissbegierig und aufmerksam, um möglichst auch die noch so kleinste Bewegung oder den einen oder anderen Tipp von Karl zu erhaschen. Sicherlich war von Gelb bis 5. Dan für jeden Teilnehmer etwas dabei.
Durch den gesamten Lehrgang zog sich ein wirklich dicker roter Faden, der AHA-Effekt, der Wiedererkennungswert und die Prinzipien Sabaki und Grundtechnik konnten zum Schluss des Lehrganges wirklich von keinem mehr verleugnet werden. Und dies war nicht zuletzt Karls didaktischem Geschick, seiner locker humorvollen Art und Jahrzehnte langer Erfahrung im Aikido zu verdanken. Es sind eben doch nur Grundtechniken und Sabaki und alles ganz einfach!
Vielen Dank an Karl Köppel, der uns 2 spannende Tage voller Anregung, Ideen aber auch den einen oder anderen Knoten im Kopf bescherte. Es macht immer wieder großen Spaß die gezeigten Dinge auszuprobieren, sich auf Neues einzulassen und mit den verschiedensten Uke die man auf solch einem Lehrgang trifft üben zu dürfen. Und wenn man es dann auch noch schafft, den Knoten wieder zu lösen, ist man vielleicht doch wieder ein kleines Stück auf dem Weg des Aiki vorran gewandert.
Das ganze wäre allerding auch nicht möglich gewesen ohne Werner Conradi und seine Aikidotruppe vom HNT.
Jeder der schon mal einen Vereinslehrgang ausgerichtet hat weiß, dass da eine Menge Arbeit drin steckt: vom Mattentransport, Organisation und Planung, Kuchen und was eben noch so anfällt. Ein herzliches Dankeschön an alle helfenden Hände der HNT, die für ein wirkliches Rundum-Sorglos-Paket beim Lehrgang gesorgt haben.
Und ein ganz besonderer Dank geht an dich Werner, dass du uns an deinem ganz persönlichen Aikido teilhaben lässt und ich hoffe, dass wir dies noch einige weitere Jahre lang genießen dürfen und von dir lernen können.

Domo Arigato Gozaimashita Tina

 

 

 

 

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