Schon lange freute
ich mich auf den Vereinslehrgang des
Bramfelder Sportvereins, meinem
Heimatverein, da wir als Trainerin Sonja Sauer 3. Dan Aikikai aus
Duisburg eingeladen hatten. Sonja begann in Hamburg ihre
Aikidolaufbahn, somit war es auch für sie ein tolles Highlight,
quasi „back to the roots“ im Norden einen Lehrgang zu geben.
Sonja hatte sich zum
Thema des Lehrganges Ukemi und Kontakt überlegt. Eigentlich 2 Dinge
die auf den ersten Blick für mich nicht wirklich zusammenpassen –
dachte ich zum mindest bis heute.
Zwischen 11:00 und
13:00 Uhr trafen langsam die fast 50 Teilnehmer in der Halle ein –
alte und neue Gesichter, gute Bekannte und Freunde wurden begrüßt
und herzlich empfangen.
Nach dem gemeinsamen
Angrüßen, führte uns Sonja durch eine sanft fordernde und doch
sehr achtsame Aufwärmgymnastik, welche uns ideal auf das 1.
Lehrgangsthema Ukemi vorbereiten sollte.
Die ersten
Fallübungen fanden in Form von Rollen statt, auf dem Boden. Wir
sollten die Arme als Stützräder nutzen um mehr seitlich abzurollen.
Als nächstes machten wir die Käfer - bzw. Teddybär-Rolle, bevor es
dann auch koordinativ anspruchsvoller wurde: in 3er-Gruppen
zusammenschließen, einer steht, die beiden anderen sitzen am Boden –
der Stehende sagt die Rollrichtung an und gleichzeitig rollen beide
im Teddybär-Style um die Beine des Stehenden herum.
Dann wurde viel
Fallhöhe erhöht: der Partner bildete einen Bock und der andere
lehnte sich bzw. legte sich über den Rücken des Partners.
Auch bei erhöhter
(im wahrsten Sinne) Anforderung des Ukemi war es hier wichtig,
rechtzeitig den Kontakt zum Boden mit Hilfe des freien Armes zu
suchen. Vorteilhaft war auch das „sich um den Partner herum
wickeln“ und dann über den ausgestreckten, freien Arm die
Kontaktaufnahme zur Matte zu finden.
Sonja verdeutlichte
nochmals, dass es nicht ein Abstoßen mit den Füßen vom Boden war,
sondern ein bewusstes Aufgeben des eigenen Gleichgewichtes (und ein
bisschen auch die Schwerkraft) was einen in das Ukemi hinein
begleitet. Technisch gesprochen: je kleiner der Winkel zwischen
Oberkörper und Beine wird, desto weicher und einfacher das Fallen
üben den Partner.
Bei jeder Übung
betonte Sonja auch, dass es immer wichtig ist, seinen Körper
durchlässig zu lassen, entspannt und locker zu sein.
Nach einer Weile
Üben wurde die Höhe wieder neu angepasst und es durften sich alle
aus dem Stand an der „neuen“ Vorwärtsrolle versuchen. Auch hier
gab Sonja uns die Idee mit, den eigenen Körperschwerpunkt über eine
imaginäre Achse (waagerecht zum Boden) zu bewegen.
Dies alles
funktioniert natürlich auch in einer Partnerübung. Der Angriff war
katate-tori-gyaku-hanmi .
Zunächst ging es
nicht um eine Technikausführung, sondern eher darum Kontakt zum
Partner zu finden, zu spüren wie der Partner zu einem steht, die
Ausrichtung des Zentrums vom Partner zu einem selbst und den Griff,
denn ein guter, kontrollierter (An)griff schützt auch den Uke
selbst.
War so erst mal eine
gute Verbindung zwischen beiden hergestellt fühlt es sich an, wie
eine Schwingtür, die mal in Richtung Uke und mal in Richtung Nage
aufgehen kann.
Unwillkürlich
musste ich grinsen und daran denken, wie es sich wohl bei einer
Drehtür anfühlen mag?
Sonja hatte ein
gutes Auge für sämtliche Korrekturen und ließ die Leute selbst
erspüren, indem sie angriff, welches Gefühl bzw. in welcher
Intensität die Schwingtür sich bewegen sollte.
Nachdem die ersten 2
Std. Training bei so viel Ukemi wie im Flug verstrichen gab es eine
kleine Mittagspause.
Die Mitglieder des
BSV hatten für ein ausgewogenes Buffet inklusive Kaffee und Getränke
gesorgt, was von allen Teilnehmern dankend angenommen wurde (vor
allem die weltbesten Pizzaschnecken).
Nach der Pause
widmeten wir uns dem 2. Lehrgangsthema Kontakt.
Mit einer kleinen
Vorübung zum Wiedereinstieg verdeutlichte uns Sonja, dass es auch
hier um Lockerheit und Beweglichkeit ging.
Durch den festen und
gezielte Griff des Uke, wie ein Oktopus um die Handgelenke des Nage,
kann Nage den Uke nach unten in die Knie und weiter bis zum Sitzen
führen, um ihn dann gezielt in die Rückwärtsrolle zu schicken.
Sollte Uke jedoch
eine Lücke in der Führung des Partners bemerken, übernahm dieser
die Führung und der andere durfte rückwärts rollen. So war es
angeraten die Ellenbogen immer möglichst nahe am Körper bzw. am
Zentrum zu behalten um den Konter gar nicht erst zuzulassen.
Dann setzte Sonja
das Training wieder mit Ukemi und Kontakt fort, indem nun beides
miteinander verbunden wurde.
So übten wir einen
Kokyo-nage oder auch einen Kaiten-nage-uchi immer mit Aufmerksamkeit
auf Uke, dessen Bewegungsrichtung und eben der besagten Schwingtür.
So wurde wieder besonders deutlich, dass Nage ohne Uke nicht kann und
umgekehrt auch nicht - für Aikido, eine Schwingtür und das Fühlen
braucht man eben immer mindestens 2.
Für mich ganz
persönlich kann ich sagen, dass ich diese „einfach etwas andere
Art“ von Aikido, Partnerkontakt, körperliche Aufmerksamkeit und
Zentrumsarbeit zusammen mit Uke, schon ziemlich gerne hab.
Vielen Dank, liebe
Sonja für diese inspirierenden Anregungen und dein
„Schwingtür-Aikido“.
Ein Dankeschön geht
auch an die Mitglieder des ausrichtenden Verein Bramfelder SV – für
die Organisation und Verpflegung.
Bis bald auf der
Matte, Tina