Dienstag, 16. Juli 2013

Das erste Mal ist immer am schönsten

Ich freute mich schon drauf, als im April die Anmeldungen zum BWL 1 raus gingen: Ich fahre das erste Mal zum Bundeswochenlehrgang 1 in den Schwarzwald aufs Herzogenhorn mit. Die Zeit verflog rasant von der Anmeldung bis zum Abreisetag. Natürlich informierte ich mich ausreichend über die Wetterankündigung, um das Richtige einzupacken: 3 Aikidoanzüge mussten reichen. Der Rest war eigentlich Nebensache. Und dann ging es endlich am 6.07. früh morgens um 5:15 aus Hamburg los in Richtung Schwarzwald. Wir waren zu viert im Auto und hatten eine Menge gute Laune und ganz viel Vorfreude an Bord. Nach 3 Pausen, Kaffee, Eis und 10 Stunden auf der Autobahn quer durch Deutschland erreichten wir dann endlich unser Ziel: das Bundesleistungszentrum Herzogenhorn auf 1400 Höhenmetern.

Nach und nach trafen kurz nach unserer Ankunft auch die anderen Aikidokas aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und anders wo ein. Insgesamt waren 21 Teilnehmer vor Ort.
Es wurde sich herzlich begrüßt, und die Zimmeraufteilung wurde vorgenommen. Wie gewünscht hatten wir, die Hamburger Girlies, ein 3er Zimmer.
Kurz darauf gab es das Abendessen, was sich aus  einem reichhaltigen Salatbuffet mit Aufschnitt und Brot zusammensetzte.
Und um 19:30 dann die erste Trainingseinheit. Manfred Jennewein war Lehrer und begrüßte uns sehr herzlich. Ich kannte Manfred schon von einem Bundeslehrgang in Winsen und wusste somit, was mich erwartet.

Laut Aussage der erfahrenen Hornbesucher, war die Matte mit nur 21 Teilnehmern recht dünn besiedelt. Für mich als Neuling war es aber genau das Richtige.
Das erste Training gestaltete Manfred mit dem Shiho-Nage. Dazu erklärte er, nur weil der Shiho-Nage zu Anfang gelehrt wird, denken die meisten Fortgeschrittenen es sei eine Anfängertechnik. Aber genau so könnte dort der Tenchi-Nage stehen was wiederrum eine Dantechnik ist. Es spielt also absolut keine Rolle, wo welche Technik in der Prüfungstabelle auftaucht, sondern wie deren Ausführung bzw. ob und wie die Elemente und Prinzipien des Aikido zum tragen kommen. Somit sollte sich diese Aussage also durch die gesamte Woche hin fortsetzen und uns beim Training begleiten.

Als Manfred auf der Matte begann die Technik auszuführen und zu erläutern, faszinierten mich sofort sein ständiges Lächeln und die stets positive Ausstrahlung. Diese sprang auch gleich auf alle über und das Üben machte gleich doppelt so viel Spaß. Manfred zeigte uns, dass wir uns immer mit dem Zentrum des Partners verbinden sollten. Dies konnte nur durch die richtige Distanz, ein gut ausgerichtetes Hanmi und Führung geschehen. Da wir pro Trainingseinheit meist 2 oder 3 Techniken übten, konnten wir uns ausreichend Zeit lassen, um beim Üben ausreichend Augenmerk auf die unsichtbaren Details der Technik und die Prinzipien zu legen. Und so hangelten wir uns unter Manfreds Anleitung einmal quer durch die Prüfungstabelle: Shiho-Nage, Kaiten-Nage Soto, Irimi-Nage, Aiki-Otoshi, Koshi-Nage und noch viele andere Techniken.

Manfred ließ es sich nicht nehmen einige Techniken didaktisch weiter auszubauen: So wurde der Irimi-Nage zuerst waffenlos und dann mit dem Stab geübt. So konnten sich alle mit dem Thema der veränderten Distanz auseinandersetzen, welche durch den Stab erzeugt wird.
Auch hier hatte Manfred wieder wertvolle Tipps auf Lager. Er erklärte uns, dass wir den Stab nicht als Waffe oder Gegenstand sehen sollten, sondern als einfache Verlängerung unserer Arme. So ändere sich zwar der Abstand, aber die anderen Parameter von Übertragung, Führung und Zentrum bleiben stets die Gleichen.
Beim Koshi-Nage hatte Manfred besonders viel Spaß: So erklärte er uns, dass man sich einfach mit der Technik die man am wenigsten mag, anfreunden sollte. „Erkläre sie nicht zu deinem Feind, sondern zu deinem Freund dann klappt sie auch.“, war eines von Manfreds Zitaten dazu. Manfred legte auch hier großen Wert auf die richtige Bewegung der Hüfte. Oft sieht man ein Schubsen oder Wegdrücken der Hüfte, um den Partner abzuwerfen. Aber die eigentlich viel wichtigere Bewegung ist eine wellenförmige Auf- und Abbewegung des Zentrums beim Werfen.
Nach den Trainingseinheiten, die für fast alle immer sehr intensiv und schweißtreibend waren und natürlich auch anstrengend, sowohl körperlich als auch geistig, gab es ausgewogene Mahlzeiten: stets lecker, frisch und gut zubereitet und für alle etwas dabei, auch für die Vegetarier war immer was dabei.
Am Mittwoch war dann Trainingspause: lediglich vormittags verbrachten wir eine Trainingseinheit auf der Matte. Den restlichen Tag verbrachten alle ganz unterschiedlich: die Hamburger und die Kieler fuhren nach Freiburg und genossen dort das gute Wetter in einer Eisdiele und beim Mittagsessen. Natürlich durfte auch ein Bummel über den Freiburger Markt nicht fehlen.
Als alle abends dann wieder zusammen oben aufm Horn waren, gönnten sich sowohl die Damen, als auch die Herren etwas Wellness mit Saunieren und Plantschen im Pool. Im Anschluss wurde noch ein wenig gesungen und fleißig musiziert. Werner Lättig hatte natürlich wieder seine Gitarre dabei und wie sollte es anders sein, es wurden Mitsinglieder gespielt bis in die späten Abendstunden.
Und viel zu schnell war dann auch schon Donnerstag, der letzte Tag der Woche an dem noch mal richtig und intensiv trainiert werden konnte, denn am Freitag fanden die Prüfungen statt. So legten sich vor allem die Prüflinge noch mal richtig ins Zeug, um für den großen Tag am Freitag gut vorbereitet zu sein. Und somit war die gemütliche Runde am Donnerstag auch nicht allzu lang wie sonst, denn es ging für einige schon früh ins Bett.
Freitag war dann der große Tag, die Prüfungen standen an. Die Prüfungskommission bildeten Manfred Jennewein 6. Dan, Michael Helbing 5. Dan und Werner Lättig 4. Dan. Es gab 2 Prüfungsgruppen mit jeweils 4 Prüflingen. Die meisten legten ihre Prüfung zum 1. Dan ab, aber auch Prüfungen zum 2. Dan wurden abgelegt. Somit war das Unterhaltungsprogramm für die Zuschauer sehr abwechslungsreich und interessant anzuschauen. Die erste Gruppe war vormittags dran: Nachdem alle Anwärter ihr Prüfungsprogramm durchlaufen hatten wurden sie nicht lange auf die Folter gespannt: Alle haben ihre Prüfung bestanden. Bei der 2. Gruppe am Nachmittag verlief es ähnlich, auch hier hatten alle Anwärter ihre Prüfung bestanden.
Von mir herzlichen Glückwunsch und Gratulation zur bestandenen Prüfung.
Abends wurde dann gefeiert, gesungen und gelacht. Dass die Feier so ausgelassen und lustig war hatte aber zusätzlich zu den bestandenen Prüfungen noch einen anderen Grund. Rüdiger, ein Aikidokamerad aus Heidenheim hatte am Samstag Geburtstag. Zu diesem Anlass hatten sich die Hamburger natürlich was ganz besonderes überlegt: Wir texteten einfach ein Lied um, hierfür eignete sich das Lied von Udo Jürgens – Mit 66 Jahren da fängt das Leben an- besonders gut. Nach ein wenig Üben konnten wir dann am Abend alle gemeinsam das Lied präsentieren und alle durften Rüdiger einmal still und schweigend erleben. Eben ganz anders als er sich auf der Matte präsentiert. Er freute sich sichtlich über die musikalische Darstellung und die Geschenke.
Da meine Fahrgemeinschaft beschlossen hatte, Samstag schon vor dem Frühstück zu fahren, um 5 Uhr nämlich, hieß es für uns um 12 Uhr ab ins Bett.
Wir verabschiedeten uns noch ausgiebig von allen, vor allem Manfred gebührt ein großer Dank. Er hat es geschafft, für alle auf der Matte egal welche Graduierung, etwas von seinem Aikido zu vermitteln und weiterzugeben. Ein herzliches Dankeschön dafür.
Mein ganz persönliches Resúmee lautet: 1 Mal Herzogenhorn, immer Herzogenhorn. Insgesamt muss ich sagen, dass mich vor allem die allgemeine Atmosphäre, die stets gute und lustige Stimmung und das Training einfach begeistert haben. Man konnte sich quasi auf nichts anderes als auf Aikido und Training konzentrieren und so einfach total viel lernen. Wenn ich einmal meine Dan-Prüfung mache, dann ganz sicher aufm Horn!
Bis dahin Tschüss, eure Tina
 
 
 
 

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