Ich freute mich schon drauf, als im April die
Anmeldungen zum BWL 1 raus gingen: Ich fahre das erste Mal zum
Bundeswochenlehrgang 1 in den Schwarzwald aufs Herzogenhorn mit. Die Zeit
verflog rasant von der Anmeldung bis zum Abreisetag. Natürlich informierte ich
mich ausreichend über die Wetterankündigung, um das Richtige einzupacken: 3
Aikidoanzüge mussten reichen. Der Rest war eigentlich Nebensache. Und dann ging
es endlich am 6.07. früh morgens um 5:15 aus Hamburg los in Richtung
Schwarzwald. Wir waren zu viert im Auto und hatten eine Menge gute Laune und
ganz viel Vorfreude an Bord. Nach 3 Pausen, Kaffee, Eis und 10 Stunden auf der
Autobahn quer durch Deutschland erreichten wir dann endlich unser Ziel: das
Bundesleistungszentrum Herzogenhorn auf 1400 Höhenmetern.
Nach und nach trafen kurz nach unserer Ankunft auch die anderen Aikidokas aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und anders wo ein. Insgesamt waren 21 Teilnehmer vor Ort.
Es wurde sich herzlich begrüßt, und die Zimmeraufteilung wurde vorgenommen. Wie gewünscht hatten wir, die Hamburger Girlies, ein 3er Zimmer.
Kurz darauf gab es das Abendessen, was sich aus einem reichhaltigen Salatbuffet mit Aufschnitt und Brot zusammensetzte.
Und um 19:30 dann die erste Trainingseinheit. Manfred Jennewein war Lehrer und begrüßte uns sehr herzlich. Ich kannte Manfred schon von einem Bundeslehrgang in Winsen und wusste somit, was mich erwartet.
Laut Aussage der erfahrenen Hornbesucher, war die Matte mit nur 21 Teilnehmern recht dünn besiedelt. Für mich als Neuling war es aber genau das Richtige.
Das erste Training gestaltete Manfred mit dem Shiho-Nage. Dazu erklärte er, nur weil der Shiho-Nage zu Anfang gelehrt wird, denken die meisten Fortgeschrittenen es sei eine Anfängertechnik. Aber genau so könnte dort der Tenchi-Nage stehen was wiederrum eine Dantechnik ist. Es spielt also absolut keine Rolle, wo welche Technik in der Prüfungstabelle auftaucht, sondern wie deren Ausführung bzw. ob und wie die Elemente und Prinzipien des Aikido zum tragen kommen. Somit sollte sich diese Aussage also durch die gesamte Woche hin fortsetzen und uns beim Training begleiten.
Als Manfred auf der Matte begann die Technik auszuführen und zu erläutern, faszinierten mich sofort sein ständiges Lächeln und die stets positive Ausstrahlung. Diese sprang auch gleich auf alle über und das Üben machte gleich doppelt so viel Spaß. Manfred zeigte uns, dass wir uns immer mit dem Zentrum des Partners verbinden sollten. Dies konnte nur durch die richtige Distanz, ein gut ausgerichtetes Hanmi und Führung geschehen. Da wir pro Trainingseinheit meist 2 oder 3 Techniken übten, konnten wir uns ausreichend Zeit lassen, um beim Üben ausreichend Augenmerk auf die unsichtbaren Details der Technik und die Prinzipien zu legen. Und so hangelten wir uns unter Manfreds Anleitung einmal quer durch die Prüfungstabelle: Shiho-Nage, Kaiten-Nage Soto, Irimi-Nage, Aiki-Otoshi, Koshi-Nage und noch viele andere Techniken.
Manfred ließ es sich nicht nehmen einige Techniken
didaktisch weiter auszubauen: So wurde der Irimi-Nage zuerst waffenlos und dann
mit dem Stab geübt. So konnten sich alle mit dem Thema der veränderten Distanz
auseinandersetzen, welche durch den Stab erzeugt wird.
Auch hier hatte Manfred wieder wertvolle Tipps auf
Lager. Er erklärte uns, dass wir den Stab nicht als Waffe oder Gegenstand sehen
sollten, sondern als einfache Verlängerung unserer Arme. So ändere sich zwar
der Abstand, aber die anderen Parameter von Übertragung, Führung und Zentrum
bleiben stets die Gleichen.
Beim Koshi-Nage hatte Manfred besonders viel Spaß:
So erklärte er uns, dass man sich einfach mit der Technik die man am wenigsten
mag, anfreunden sollte. „Erkläre sie nicht zu deinem Feind, sondern zu deinem
Freund dann klappt sie auch.“, war eines von Manfreds Zitaten dazu. Manfred
legte auch hier großen Wert auf die richtige Bewegung der Hüfte. Oft sieht man
ein Schubsen oder Wegdrücken der Hüfte, um den Partner abzuwerfen. Aber die
eigentlich viel wichtigere Bewegung ist eine wellenförmige Auf- und Abbewegung
des Zentrums beim Werfen.
Nach den Trainingseinheiten, die für fast alle
immer sehr intensiv und schweißtreibend waren und natürlich auch anstrengend,
sowohl körperlich als auch geistig, gab es ausgewogene Mahlzeiten: stets
lecker, frisch und gut zubereitet und für alle etwas dabei, auch für die
Vegetarier war immer was dabei.
Am Mittwoch war dann Trainingspause: lediglich
vormittags verbrachten wir eine Trainingseinheit auf der Matte. Den restlichen
Tag verbrachten alle ganz unterschiedlich: die Hamburger und die Kieler fuhren
nach Freiburg und genossen dort das gute Wetter in einer Eisdiele und beim
Mittagsessen. Natürlich durfte auch ein Bummel über den Freiburger Markt nicht
fehlen.
Als alle abends dann wieder zusammen oben aufm Horn
waren, gönnten sich sowohl die Damen, als auch die Herren etwas Wellness mit
Saunieren und Plantschen im Pool. Im Anschluss wurde noch ein wenig gesungen
und fleißig musiziert. Werner Lättig hatte natürlich wieder seine Gitarre dabei
und wie sollte es anders sein, es wurden Mitsinglieder gespielt bis in die
späten Abendstunden.
Und viel zu schnell war dann auch schon Donnerstag,
der letzte Tag der Woche an dem noch mal richtig und intensiv trainiert werden
konnte, denn am Freitag fanden die Prüfungen statt. So legten sich vor allem
die Prüflinge noch mal richtig ins Zeug, um für den großen Tag am Freitag gut
vorbereitet zu sein. Und somit war die gemütliche Runde am Donnerstag auch
nicht allzu lang wie sonst, denn es ging für einige schon früh ins Bett.
Freitag war dann der große Tag, die Prüfungen
standen an. Die Prüfungskommission bildeten Manfred Jennewein 6. Dan, Michael
Helbing 5. Dan und Werner Lättig 4. Dan. Es gab 2 Prüfungsgruppen mit jeweils 4
Prüflingen. Die meisten legten ihre Prüfung zum 1. Dan ab, aber auch Prüfungen
zum 2. Dan wurden abgelegt. Somit war das Unterhaltungsprogramm für die
Zuschauer sehr abwechslungsreich und interessant anzuschauen. Die erste Gruppe
war vormittags dran: Nachdem alle Anwärter ihr Prüfungsprogramm durchlaufen
hatten wurden sie nicht lange auf die Folter gespannt: Alle haben ihre Prüfung
bestanden. Bei der 2. Gruppe am Nachmittag verlief es ähnlich, auch hier hatten
alle Anwärter ihre Prüfung bestanden.
Von mir herzlichen Glückwunsch und Gratulation zur
bestandenen Prüfung.
Abends wurde dann gefeiert, gesungen und gelacht.
Dass die Feier so ausgelassen und lustig war hatte aber zusätzlich zu den
bestandenen Prüfungen noch einen anderen Grund. Rüdiger, ein Aikidokamerad aus
Heidenheim hatte am Samstag Geburtstag. Zu diesem Anlass hatten sich die
Hamburger natürlich was ganz besonderes überlegt: Wir texteten einfach ein Lied
um, hierfür eignete sich das Lied von Udo Jürgens – Mit 66 Jahren da fängt das
Leben an- besonders gut. Nach ein wenig Üben konnten wir dann am Abend alle
gemeinsam das Lied präsentieren und alle durften Rüdiger einmal still und
schweigend erleben. Eben ganz anders als er sich auf der Matte präsentiert. Er
freute sich sichtlich über die musikalische Darstellung und die Geschenke.
Da meine Fahrgemeinschaft beschlossen hatte,
Samstag schon vor dem Frühstück zu fahren, um 5 Uhr nämlich, hieß es für uns um
12 Uhr ab ins Bett.
Wir verabschiedeten uns noch ausgiebig von allen,
vor allem Manfred gebührt ein großer Dank. Er hat es geschafft, für alle auf
der Matte egal welche Graduierung, etwas von seinem Aikido zu vermitteln und
weiterzugeben. Ein herzliches Dankeschön dafür.
Mein ganz persönliches Resúmee lautet: 1 Mal
Herzogenhorn, immer Herzogenhorn. Insgesamt muss ich sagen, dass mich vor allem
die allgemeine Atmosphäre, die stets gute und lustige Stimmung und das Training
einfach begeistert haben. Man konnte sich quasi auf nichts anderes als auf
Aikido und Training konzentrieren und so einfach total viel lernen. Wenn ich
einmal meine Dan-Prüfung mache, dann ganz sicher aufm Horn!
Bis dahin Tschüss, eure Tina
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen