Sonntag, 15. August 2010

Bokuto-Workshop 2010 in Kiel mit Markus Hansen







Kaum ist man wieder aus dem Urlaub zurück, darf man sich schon wieder mit Workshops, Aikido und Bericht schreiben beschäftigen, tztztz!
Hier einen kurze Vorgeschichte wie es zur Idee und Entstehung des Boukto-Workshpos kam:
Markus Hansen gab im Mai mit Agnes Schröder gemeinsam in Hamburg einen Jugendlehrgang. Einige anwesende Zuschauer (ja, darunter auch ich!) bemerkten das schöne Bokuto welches Markus dabei hatte und stolz präsentierte: "Du sach ma...ist das etwa selber geschnitzt?", frage ich. Prompt kam die Antwort: "Jup!" Nachdem die Fassungslosigkeit aus den Gesichtern wieder verschwunden war, brannten wir natürlich alle lichterloh und wollten es auch versuchen! Unser eigenes Bokuto! Somit dauerte es nicht allzu lange bis wir Markus soweit hatten, dass die Organisation für den Lehrgang beginnen konnte. Blogs wurden studiert, Leute angemailt, Holz geordert, die Teilnehmerzahl abgestimmt und auch für alle ein passender Termin gefunden:
14.-15. August 2010. Über die Mailingliste war ein ständiger Austausch und da die meisten Teilnehmer sich untereinander noch nicht kannten, wurde auch eine Vorstellungsrunde in Gang getreten.
So rückte der Termin immer dichter und dichter, eben bis zu diesem Wochenende.
Die Teilnehmer mit der weitesten Anreise aus Dresden und Trier schlugen bereits am Freitag bei Markus im Garten auf, der freundlicherweise sein grünes Reich zur Verunstaltung und zur Verfügung gestellt hatte, sogar ein Partypavillion war aufgebaut. Der Rest stand dann erwartungsvoll Samstag um genau 14.00 im Garten. Alle begrüßen und beschnupperten sich und sofort ergaben sich auch Gespräche: Das Thema muss ich wohl erwähnen, oder? Nachdem wir uns dann alle unter dem Partypavillion im Kreis zusammengesetzt hatten, begann Markus mit der Begrüßung und einigen Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte des Lehrganges (siehe oben!). Dann ging es an das Holz, ach nein...das war ja noch was: Miyamoto Musashi. http://de.wikipedia.org/wiki/Miyamoto_Musashi Zitat: "Auch besiegte er einen der besten Samurai seiner Zeit Sasaki Kojiro mit einem Ersatzruder eines Bootes, das er zu einem Holzschwert schnitzte." Markus ergänzte dann noch, dass er für das Schnitzen "nur" 2 Stunden gebraucht haben soll. Da grinsten noch alle, aber das sollte den meisten irgendwann sicher vergehen! Im Anschluss gab es noch ein paar Erläuterungen zur verschiedenen Formengebung, zum Öl, zu dem Holz (Hainbuche) und zu den Werkzeugen (großer Raspelhobel, kleiner Raspelhobel, kleiner Hobel für Feinschliff und Metallplatten mit geschärften Kanten für den Superfeinschliff) Alle Teilnehmer bekamen ein solches Set zum Werken und eine Flasche Öl.
Dann ging es an die Auswahl der vorgesägten Hölzer, und man konnte loslegen! Alle begannen voller Elahn und entusisatisch an ihrem Holzrohling rumzuschnitzen bzw. eher zu hobeln. Nach und nach legte sich sowohl über die Teilnehmer, als auch über den Rasen unter dem Pavillion eine Schicht aus (mehr oder weniger groben) Holzspähnen. Es glich einem Hasenkäfig. Zwischendurch gab es natürlich eine Pause, es wurde über den kaum sichtbaren Erfolg geschimpft oder sich über das minimal Geschaffte (natürlich nur für einen Selbst sichtbar) gefreut. Markus hielt den Motivationslevel immer konstant hoch, indem er uns immer wieder daran erinnerte, dass Musashi schon längst fertig gewesen wäre. Um das leibliche Wohl musste sich keiner sorgen, denn Markus hatte für Fleisch und genügend Getränke und die Teilnehmer für beilagen und Salate gesorgt. Natürlich ließen sich auch die ganz harten Arbeiter dannn doch von einem Würstchen oder einem Stück Geflügel von ihrem Arbeitsplatz weglocken. Aber kaum war der Teller leer und das Getränk getrunken, ging es auch schon weiter. Ich ließ pünktlich um 20 Uhr alles fallen und wir machen uns auf den Heimweg. Bereits dort stellte ich fest, dass ich wirklich körperlich hart gearbeitet hatte.
Erzählungen und Kommentaren zufolge soll es am Abend aber noch weiter gegangen sein, mit unterstützender Gitarrenmusik und unterhaltendem Gesang. Ich war wirklich gespannt wer am nächsten Morgen um 8.30 mit seinem eigenen Bokuto am Strand stehen würde!
Leider schafften wir es am nächsten Morgen nicht ganz pünktlich aber die Aussage eines älteren Herren mit Hund "Haben Sie einen Auftritt? Da sind vorhin schon 12 Leute mit weißen Klamotten und komischen Stöcken zum Strand gelaufen." half uns ungemeint, den Rest der Truppe zweifeltfrei zu identifizieren und ausfindig zu machen. Für mich war es wirklich das erste Mal, dass ich barfuß Aikido machte, denn es war ja am Strand im Sand und nicht auf Matten. Und es hatte wirklich nur einer geschafft mit "seinem" Bokuto das Training anzutreten. Markus zeigte uns wie man das Bokuto handhabte, erläuterte Grundschritte und Fußstellung und wir machten auch noch einige Technikformen. Das eine oder andere war mir durchaus schon von zu Hause (Danke Alfred!) bekannt, sodass ich insgesamt ganz gut folgen konnte. Das einzige Problem was sich mir stellte: Ich buddelte mich mit meinen Füßen immer weiter in den Sand, sodass ich irgendwann immer eine Grube um mich herrum hatte. (Aber keine Angst: Ich konnte noch über den Rand gucken!) Nach diesem -ja doch etwas anderen Training- ging es dann mit knurrenden Mägen wieder in Markus´wunderschönes Biotop zurück und die anderen -nicht fertig gewordenen- Teilnehmer konnten weiter an ihrem Bokuto rumschnitzen. Da die letzten Reste vom Grillen noch verschwinden mussten, Grillten wir zum Mittag. Aber die Werkstücke aller Teilnehmer hatten eine bereits gut erkennbare Form angenommen, auch Spitze und Griff konnten bereits bearbeitet werden und der eine oder andere wechselte vom Groben zum feineren Werkzeug. Die Uhr neigte sich langsam aber sicher gen 14 Uhr, was das Ende für den Workshop bedeutete. Auf die Schnelle gab es dann noch ein Gruppenfoto (wird nachgereicht!) von allen mit ihrem Werkstück. Dann war auch das Fleisch endlich soweit, dass es für den Verzehr vorgesehen war. Nachdem sich alle die Bäuche vollgeschlagen hatten, machten sich die ersten auch schon auf den Weg. (Verständlich wenn man noch 7 Stunden Autofahrt vor sich hat!)
Ich überlegte mir, wen ich wohl wiedertreffen würde, natürlich mit seinem selbstgeschnitzten Bokuto.
Ein dickes fettes Dankeschön an Markus, der dafür a) seine Freizeit, b) seinen Garten, Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung gestellt hat und seine ganz individuelle Idee Bokuto auch mal selbser zu schnitzen und so auch eine Art von "Aikido leben" , an 14 wisbegierige und wagemutige Teilnehmer weitergegeben hat!
Vielleicht fragt sich nun der eine oder andere, warum macht man sowas? Warum kauft man sich nicht einfach eins auf dem Laden? Mir war vor allem die Auseinandersetzung mit dem Bokuto selbst wichtig. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht so gut im Umgang und in der Handhabung bin. Ich persönlich glaube, dass durch das direkte Auseinandersetzen, das Hobeln, die Energie und auch die Konzentration -praktisch mein eigen Schweiß und Blut- die in solch ein Werkstück investiert werden muss, man eine Beziehung zu dem Bokuto aufbaut. Durch diese Beziehung bin ich mir sicher, dass ich ein anderes Verhältnis und somit auch -zum Mindest wenn ich irgendwann mal soweit sein sollte- eine bessere Handhabung, Führung und eine Verbindung mit dem Rest des Aikido erzielen kann.
Liebe Grüße Tina

2 Kommentare:

derLichtschalter hat gesagt…

Schöner Bericht. Du erzählst die wichtigsten und lustigsten Dinge aus Sicht eines Heimpoofers :-P
War wirklich super. Wir sind allerdings nicht die geplanten sieben Stunden nach Hause gefahren, sondern zehn... :-/

Unknown hat gesagt…

Oh man - wie geil ist das denn.....

ja schade, dass ich das jetzt erst gelesen habe... an diesem Workshop hätte nicht nur ich sondern wahrscheinlich auch die Hälfte der Aikidokas in Hessen Spass und Lust gehabt.

Wenn Ihr wieder so was macht - schickt mir doch ne Email :-)....

Super

lg der Christian aus Walldorf
www.aikdio-walldorf.de